Wie es zu der »Verwandlung« kam

Wie jeden morgen stand Franz in der schlange in seiner stammbäckerei, um brötchen fürs frühstück einzukaufen. Sehnsüchtig wartete er auf den moment, da er wieder in seiner wohnung sein und endlich die ideen für neue geschichten, die ihm während des wartens zu kommen pflegten, niederschreiben würde. Heute war ihm ein, wie er fand, grandioser einfall gekommen. In der kleinen bäckerei herrschte nämlich ein großer tumult. Dort war, durch die prager sommerhitze von den straßen verscheucht, ein übermäßig großer maikäfer zur tür hereingeschwebt und hatte sich auf dem brottresen verschanzt.

Franz dachte sich: Was wäre, wenn dieser käfer eigentlich ein überarbeiteter handlungsreisender wie ich wäre, der sich nur – und ein grund dafür fällt mir bestimmt auch noch ein – in ein ungeziefer verwandelt hat. Ihm fehlt nur noch ein name.

Von der straße hörte er plötzlich eine frau rufen, mitten in die bäckerei hinein, dass ein gewisser ehemann namens Gregor seinen brötchenkauf gefälligst beschleunigen solle. Gregor!, dachte Franz sich, das ist ein guter name. Fehlt also nur noch ein nachname, denn ordentliche handlungsreisende haben sowas.

Er hatte, von seinem literarischen erguss abgelenkt, vergessen, dass er inzwischen mit der bestellung an der reihe war. Im glaskasten entdeckte er, zu seiner überraschung, eine neue brötchensorte, fein säuberlich etikettiert. Brötchen mit sesamsamen, las er. Er kam ins grübeln: Se-sam-sa-men. Sam-sa-men. Sam-sa. Das ist es, ich hab den nachnamen: Gregor Samsa, der käfer.

Zur feier des tages griff er beherzt zu und kaufte gleich drei samsabrötchen, von denen er auf dem heimweg bereits eines verzehrte.

In seiner wohnung angekommen nahm er einen notizblock hervor und schrieb die berühmten ersten worte:

Als Gregor Samsa eines morgens aus unruhigen träumen erwachte, fand er sich in seinem bett zu einem ungeheueren ungeziefer verwandelt.