Gedicht 3

Weint, Venusse und alle liebesgötter
und wer immer der menschen liebesfähig!
Denn gestorben ist meines mädchens sperling –
sperling, der meines mädchens kleiner liebling,
den sie mehr als die eignen augen liebte,
der so süß war wie honig, der die herrin
so gut kannte wie töchter ihre mütter,
noch entflog er der herrin schoße jemals,
sondern hüpfte herum – mal hierhin, dortin,
und zur einzigen herrin piepst’ er immer,
der nun wandert die schattenreiche straße
dorthin, woher noch niemand wiederkehrte.
Aber fluch über euch, ihr bösen schatten
in der unterwelt, alles schöne schlingend!
Denn ihr stahlt einen wunderschönen sperling.
Böses schicksal! O unglücklicher sperling,
deinetwegen sind meines mädchens augen
von den tränen so rot und angeschwollen.