Scorpio
Stachel im Herzen des Alls.
I
Du bist ein sturm: Verweht sind meine stunden,
verlodert hell in deinem flammenhaar.
Für dich verdichtet, was ich bin und war,
in deine schlingen liegt es eingewunden.
Der wind und winter ist von dir geschwunden
und deiner sonnen-blicke strahl. Das jahr
entzündet sich an dir. Du bist: gefahr.
Du bist: was meine feuer neu erfunden.
Du schriftzug, in mein denken eingeschlagen,
du erstes wort, mit dem mein schweigen bricht,
das funkenschlagend fährt aus aschetagen.
Du lachen wild und weiß und meiner sicht
fast blendung, taumel, ohnmacht und ertragen,
wie jede deiner silben trifft und sticht.
II
Im roten licht der nacht wuchst du zur göttin.
Dein flammenhaar griff um sich, fing mich ein.
Dein wort schnitt in mein schweigen; in mein schweigen
geleuchtet hat der rausch auf deiner haut.
Du meintest, dass die nacht nur dir gehöre,
ihr dunkel mir allein zu eigen sei.
Jetzt gehst du, schweigst, dein gehen bringt den morgen.
Noch müde legt er sich aufs häuserdach.
Hier drinnen hallt dein lachen immer weiter.
Es bebt der / welche farbe trug der wein.
In deine tiefen werd ich niemals schauen.
Was in dir lebt, was deine worte formt,
was deine stimme – alles liegt verborgen.
Jetzt gehst du, schweigst, dein gehen bringt den morgen.
III
Ein blitzschlag und ein rodungsbrand: man
spricht
von dir nicht anders mehr, nur deinen spuren
nachspürend, manchmal atem und konturen
im dunkel noch vermutend und im licht
dein flammenhaar. Noch immer beißt das weiß
(dein lachen) die gedanken auseinander,
noch immer bleibt mein blinder blick im bann der
risse in wein und leinwand (auf geheiß
der licht-auf-wasser-augen aufgeflammt
im himmel über feldern und entlang
der grünen lichter durch den schwarzen samt).
Vergeblich schlagen wir die letzten funken
aus deinen steinen. Nur hinübergang
bleibt uns und morgen auf den dächern, trunken.
please tell me that i’m paranoid
i’m scared that we’re still stuck on repeat
IV
Ich bin gerannt. Ich habe meine nächte
aus ihrem schlaf geschreckt. Nun wissen sie
um dich: glut, glimmen, flackernd-ferne, wie
Sirius zuviel in jedem licht-geflechte.
Ich hab gelegen und dir zugesehen,
wie du den abend an den morgen bandst
mit feuer-garn, wie du dich eingepflanzt
hast, wurzeln warfst (wie du der welt geschehen).
Ich stand in deiner schwüle und wie blitze
schlugst du in mich und in mein dunkelsein.
Und alles gab mir deine worte ein:
von leinwand, donner-stimme, sonnen-hitze,
von rodung, wein, der welche farbe war,
von schritte-schreien, brand und flammenhaar.
remember the darkness
remember the dark and how it hurt
every blue hour, we’re weak in the knees again
V
Du batest mich: ich sollte bei dir bleiben
und dieser laut-und-blau erhellten nacht.
Fünf jahre. Und ich fragte dich: was macht
den abend diese späten blüten treiben?
Die antwort gaben deine hände-griffe:
Du hast mich längst in deine nacht gemalt,
als dunkel, das von deinem brand umstrahlt,
als schwarzes schiff, das schlägt an flammen-riffe.
Dann schlief ich ein und du warst ausgebreitet
um mich wie duft und decke und dein arm
ließ mich nicht traum-wärts fallen. Golden-warm
umwuchst du mich (als wär ich vorbereitet
seit jahren). Und ich weiß: kein morgen wagt
so einer nacht zu folgen. Und es tagt.