Scorpio
Stachel im Herzen des Alls.Rolf Schilling
I
Du bist ein sturm: Verweht sind meine stunden,
verlodert hell in deinem flammenhaar.
Für dich verdichtet, was ich bin und war,
in deine schlingen liegt es eingewunden.
Der wind und winter ist von dir geschwunden
und deiner sonnen-blicke strahl. Das jahr
entzündet sich an dir. Du bist: gefahr.
Du bist: was meine feuer neu erfunden.
Du schriftzug, in mein denken eingeschlagen,
du erstes wort, mit dem mein schweigen bricht,
das funkenschlagend fährt aus aschetagen.
Du lachen wild und weiß und meiner sicht
fast blendung, taumel, ohnmacht und ertragen,
wie jede deiner silben trifft und sticht.
II
Im roten licht der nacht wuchst du zur göttin.
Dein flammenhaar griff um sich, fing mich ein.
Dein wort schnitt in mein schweigen; in mein schweigen
geleuchtet hat der rausch auf deiner haut.
Du meintest, dass die nacht nur dir gehöre,
ihr dunkel mir allein zu eigen sei.
Jetzt gehst du, schweigst, dein gehen bringt den morgen.
Noch müde legt er sich aufs häuserdach.
Hier drinnen hallt dein lachen immer weiter.
Es bebt der / welche farbe trug der wein.
In deine tiefen werd ich niemals schauen.
Was in dir lebt, was deine worte formt,
was deine stimme – alles liegt verborgen.
Jetzt gehst du, schweigst, dein gehen bringt den morgen.
III
Ein blitzschlag und ein rodungsbrand: man
spricht
von dir nicht anders mehr, nur deinen spuren
nachspürend, manchmal atem und konturen
im dunkel noch vermutend und im licht
dein flammenhaar. Noch immer beißt das weiß
(dein lachen) die gedanken auseinander,
noch immer bleibt mein blinder blick im bann der
risse in wein und leinwand (auf geheiß
der licht-auf-wasser-augen aufgeflammt
im himmel über feldern und entlang
der grünen lichter durch den schwarzen samt).
Vergeblich schlagen wir die letzten funken
aus deinen steinen. Nur hinübergang
bleibt uns und morgen auf den dächern, trunken.