Vollmond

Für LK.

I

Vollmond. Trübe dunkle sterne
säen glanz in dein gesicht.
Meeresflimmern in der ferne
hüllt uns zwei in träumerlicht. –
Stirbt an diesem abend lange
liebe dort, an diesem hange?
Ziegel, grau, und stahlgeländer
sehen uns beim streiten zu.
Wind umweht einst warme länder.
Ist es tot, das ich-und-du?
Hört der laue abend meine
klagen in dem ölbaumhaine?
Freudenlieder ziehn herüber,
löschen die erinnerung
und mein herz, noch leerer, trüber,
trauert deiner, Ewigjung.
Wachsen meiner trauer flügel,
flieht sie so von diesem hügel?

II

Vollmond. Trübe wolkendecken
hüllen uns in dunkelheit,
die wir träumend zwischen decken
liegen und in zweisamkeit.
Fern von uns ist jedes licht.
Sehn uns denn die sterne nicht?
Dunkelviolette wände
sehen uns beim träumen zu.
Inniglich verwobne hände
nähn ein neues ich-und-du.
Ist ein schatten dein gesicht?
Sehn uns denn die sterne nicht?
Küsse auf entflammten wangen
wollen unsre zeugen sein,
die ein schleichendes verlangen
ließ an dunklem tag herein.
Da die nacht uns träume flicht,
sehn uns denn die sterne nicht?