Berufung

nach Benedikt Brandt, Einberufung
Er weiß nicht mehr, was ihn durchzieht:
    nicht wohlverdiente Scham.
Statt dessen: Stolz, der dreist erblüht
    auf Verse schlecht und arm.
Doch wie das Rad des Lebens rollte
    – das Sprichwort ist bekannt –,
kam’s dass er sie auch drucken wollte:
    Gedichte, B. Brandt.
Denn Kriegsromantik, unverhohlen
    klischeehaft, schrieb er eben, –
auf ausgetretnen Stiefelsohlen
    tanzt man doch nie daneben!
Gebrochne Herzen, stiller Graus
    das muss doch jeder fühlen!
Das Phrasen-Büchlein schnell heraus
    und wilder weiterwühlen!
Doch bald belachten alle Brüder
    die Verse, schnell verklungen.
Verzweifelt sucht der Reimer wieder
    nach einem Reim auf -ungen.
Vermocht er’s nicht, an alten, tiefen
    Gedichten sich zu laben?
Musst er denn wirklich all die schiefen
    Bilder erneut ergraben?
Er schimpft: Hat nicht allein das Rechte
    zum Dichter mich beschaffen?

Nein, nein, das Zeugnis deiner Mächte
    macht dich allein zum – Reimer.