Insel-Variationen

Dein Körper liegt wie dicht am Meer das Land
Und ich bin angespült an seinen Säumen ...

Drei Tragödien und ein Satyrspiel.

Wasser I

Dein körper liegt an meinem meer wie sand,
und ich umspüle ihn in seichten träumen.
Scharf wie der salzwind hebst du dich, das land
– und wo die wellen auf dem wasser schäumen –
bebt auf um deine schultern, kühl und weit,
durchschlägt die klippen, die mein ufer säumen.
Aus deinen wimpern fließt hervor die zeit
in tränen-adern bis zu meinen stränden.
Ich liege für die nächste flut bereit,
wenn wolken weiß und blau die wogen wenden.

Wasser II

Dein körper schlingt sein tang- und muschelband
um meine küsten, dran die wellen bäumen.
Kein sonnenstrahl, kein möwenschreien fand
so weit hierher, so weit hinein ins träumen.
Die wasser-wirbel ketten uns (befreit
uns ebbe?) aneinander. Durch das schäumen
ganz leise nur, wie wimpernschlag, die zeit,
und puls in adern, die im erd-kern enden.
Ich warte, und ich höre, wie ganz weit
unter dem mond die fluten wieder wenden.

Feuer

Dein körper legt sich um mich wie ein brand,
der wälder, städte, mit sich nimmt, der bäumen
sein schwarzes kleid anlegt mit heißer hand,
und, wo ihn wasser rührt an seinen säumen,
verzagt zurückschrickt, zittert, zetert, schreit
im schmerz. In schmerzen greift er nach den räumen,
nach giebeln, gärten (dem, worin die zeit
sich zeigt), bis sich um ihn die winde wenden.
Dann lässt er ab; wie du von mir; wird weit
von allem sein und – enden.

Urlaub

Dein körper liegt am meer, hat sich verbrannt,
ist rot und weiß von schmalen feinripp-säumen.
Laut wie ein möwenschrei gibst du bekannt:
Von dieser bräune können manche träumen!
Du zeigst mir deine schultern, braun und breit.
Die kippe brennt, das bier hört auf zu schäumen.
Mit dir auf Ibiza vergeht die zeit.
Und will ich mit dir baden an den stränden,
lässt du mich warten: Du bist nicht bereit.
Die müssen erst noch meine bratwurst wenden.