Nacht über Türmen

Für LK.
Nacht über türmen. Die erinnerungen,
gerufen, finden keinen weg zu dir.
Sie drängen sich und brechen an den schichten,
die man auf deine straßen legte. Hier
sind deine schritte-schreie längst verklungen,
und hallen nur aus eigenen gedichten.
Der himmel hat den stern verdeckt, vergessen,
der dich den berg hinauf in ihre macht
geworfen erste zaubersprüche lehrte,
auf weg und weizen schien. (Und niemals wacht
er andren mehr, war nur für dich.) Indessen
ergab sich dir der tag, der sich verwehrte.
Und alles selbsterbaute misst die schritte
dir weiter aus und trägt dich weiter als
die straße wagte, weiß die neuen worte, –
die hin und wider prallen, schweigen, falls
der falsche hinhört, dich nicht fragen: Bitte,
was war dir hier, bedeuten diese orte?
Das strahlen-grün: versetzt unter die sterne.
Umher das wasser: immer neuer schnee.
Kindheiten, jugenden nur kurzes träumen,
nächtlich entlaufen unter brücken. (Steh
daneben, träum den einen kuss, erlerne
das sehnen neu, das dich-dagegenbäumen.)
Die stimmen, netze, die dich eingewoben,
hat wind zerweht. Das dachgebälk hängt voll
von fetzen, die im vollen mond, im gleißen
der welt über den wolken zittern. Roll
sie fort: Vielleicht glänzt kurz ihr lächeln droben,
metallisch, klingenhaft, ihr dich-zerreißen.
Und fällt ihr haar hinab aus fernen weiden,
mit leichtem duft und mittnachtviolett:
Ihr träumt einander dann, und ihre hände
sind unter dir die straßen, amulett
einander eure augen auf euch beiden,
wie turm- und suchlicht gleiten über wände.
Nacht, über wolken die erinnerungen
liegen vor anker über dieser stadt.
Hier regnen sie hinab und sind geschichten
und immergleich. Was dich gefunden hat
und anspricht auf den wegen, unverklungen:
die nacht, gebaut aus eigenen gedichten.
51°18ʹ53.8ʺN 9°33ʹ17.1ʺE,