Gebäck-Rondelle
Stollen
Stollen: laib-geworden und konfekt,
kommt er, wintern den tribut zu zollen.
Ist der kerzenkranz entflammt, dann schmeckt
stollen.
Ist’s ein schacht, durch den die loren rollen?
Zapfen, der in sportschuhsohlen steckt?
All dies nicht, – doch monate verschollen.
Duft, der sich aus heißem ofen reckt,
ist zu teig und teilchen angeschwollen,
zum rosinen-rundgrab, schnee-bedeckt:
stollen.
Makronen
Makronen: frucht, gepflückt von haselstrauch
und dattelpalme südlicherer zonen.
Es reiften dir in heißem ofen-hauch
makronen.
Sieh, wie die hügel auf oblaten thronen,
was sich zusammenfand, um deinem bauch
sich einzugeben und in ihm zu wohnen,
wie sie geduldig und nach altem brauch
auf nascherhände warten. Immer lohnen
sich, wenn das jahr dem ende zugeht, auch
makronen.
Marzipan-Kartoffeln
Marzipan-kartoffeln nach kalender
erntet man erst spät im jahr. Erahn:
Was bedeckt als erdige gewänder
marzipan?
Vor dir rollt der braune kugel-clan
über tisch und teller (noch behender
als die namensvetter) seine bahn.
Fang sie ein, versammle, koste, wenn der
winter kommt, den rosig- und cyan-
duftenden zusammenfluss der länder:
Marzipan.
Lebkuchen
Lebkuchen: was der winter hinterließ,
der laib, der dich erlöst von allem fluchen,
den heißer ofen dir gebar, ist dies:
Lebkuchen.
Piment, zimt, ingwer, fenchel dem geruch en-
tnimm, koriander, nelke, sternanis,
macis, muskatnuss, kardamom. Dies suchen,
erkennen, was zur weihnacht fehlt, und wie’s
zusammenkommt durch wagnis und versuchen.
Wenn alles abkühlt, abgekühlt genieß
lebkuchen.
Husarenkrapfen
Husarenkrapfen: rotes auge, eh
dein mund es blendet, dem gebäcke-napf en-
theb, die pupille glühend von gelee:
Husarenkrapfen.
Peilsender, leuchtend zwischen tannenzapfen,
der dich zur weihnacht führt. Durch stillen schnee
zieh suchend deiner winter-stiefel stapfen.
Dann findest du: die luft füllt ein bouquet
von rosen, marzipan, und – was zu zapfen
schwerfiel – orangen-zimt- und kirschpüree:
Husarenkrapfen.