10. [Ich weiß nicht wo ... ich rieche nur den tau]

Ich weiß nicht wo … ich rieche nur den tau,
den jeder morgen um uns weint. (Er weiß
nicht, dass ich jetzt ein andrer bin.) Wie eis
scheint mir das vorjahr nun, und aus dem blau
gefrorner seen ist der blaue kern
von flammen – dieses himmels-, tag-azur –
geworden, ich zur unsichtbaren spur:
septemberspinnenfaden, wandelstern.
Zu leicht bin ich geworden. Trag den ring
nicht mehr, der mich zu tropfenfluss am glas
verdichtete. Mich breitete dein winter
weiß übers land, und schwer. – Erst seit ich gas
bin schau ich ganz durch dich hindurch und hinter
den tau, der früh an meinen haaren hing.
Karlovy Vary,
Aus der Sammlung Mein Garten.