Tee-Rondelle

Assam

Assam: die warme woge streicht
tiefbraun, als brach ein Ganges-damm,
über die zunge. Nie verbleicht
Assam.

Vielleicht, dass er dem land entstamm,
das Assam heißt, – und dennoch gleicht
sein name Samsas anagramm.

Gedenk, bis dir der schlummer weicht,
des lichts, das flammend ihn durchschwamm.
Es weckt auch aus dem tod vielleicht
Assam.

Earl Grey

Graf Grau erwähle zum komplotte.
Heiß dampfend ihn zusammenbrau:
So gleicht im morgenlicht dem gotte
Graf Grau.

Hinab in seine tasse schau:
Gold schimmert in der braunen grotte.
Schwingt feuerfedern dort ein pfau? –

Trink aus, der müdigkeiten spotte.
Doch wartet, streifst du durch die au,
auf dich, im grün der bergamotte,
Graf Grau.

Pfefferminz

Mit pfefferminz bekröne nur
die stunden, die des kalten winds
bedürfen: Koche wasser pur
mit pfefferminz.

In kühlend heißen strömen rinnts
den hals hinab: Die sanfte spur
führt bis zur innersten provinz.

Für klarste zeiten wähle zur
begleiterin dies herz absinths:
Dann netze deines rachens flur
mit pfefferminz.

Rooibos

Rotbusch-vanille, – so empfah
den lockruf in der abendstille.
Ihm folge, wer je funkeln sah
rotbusch-vanille.

Sanftheit und sonne, wohl und wille,
sand-glänzen: Alles dies bejah,
dass trinkend sich dein los erfülle.

Im dampf verfließt dir, was geschah.
Dazu in der keramik-hülle
wogt, träumend von südafrika,
rotbusch-vanille.

Ceylon

Ceylon umwebt dich mit subtilen
erinnerungen: sanfter ton
von blüten, die zu boden fielen:
Ceylon.

Statuen von Ashokas sohn
im licht von tropischen exilen,
ein goldner löwe, goldner thron.

Mit braunen gluten, herben spielen
und wach- und warmem rausch wie mohn
entwächst den händen der Tamilen
Ceylon.

Jasmin

Jasmin: ein blütenbeet in deinem mund
fängt sternweiß an zu duften, trinkst du ihn.
Es ruht die zeit, vermischst du grüntee und
jasmin.

Vereint im glanz von dunklem turmalin
und stillen teichen, klarheit bis zum grund,
verschwimmt zu einem, was dir zweiheit schien.

Der frieden wogt im warmen kannenrund:
Fragt dich je einer nach der harmonien
geheimnis in der welt, so tue kund:
Jasmin.

Masala Chai

Masala Chai: wie ferner atem rührt’s
die sinne dir. Akkord-vereinigt sei
ein jedes bräunlich-schimmernde gewürz
Masala Chai.

Misch kardamom, misch zimt und ingwer bei
pfeffer und nelken; süßholzwurzel führt’s
zu kupferglanz und duftendem gedeih.

Zu samt- und seidenem getränke kürt’s
erst kalte milch: so letzten schliff verleih.
Genieß in schlücken langsam, niemals stürz
Masala Chai.

Chun-Mee

Chun-Mee: ein nichts, ein windhauch, der
dich zu dir führt. Aus schlaf, ennui
erweckt dich warm und kannenher
Chun-Mee.

Das brauen-grün, in alchemie
geschult von sommern schwül und schwer,
macht gold aus tropfen; trinke sie.

Dann wogt in dir ein sanftes meer,
dann kreist und pulst in dir das qi,
trinkst du in kleinen schlücken leer
Chun-Mee.

Kardamom

Kardamom – schrapnell, in tee gejagt:
kapsel-spaltung zum arom-atom.
Duftend aus den schwarzen blättern ragt
kardamom.

Aufgelöst in warm- und wachem strom,
bringt er heilung, zeichen, dass es tagt,
botschaft dir aus südlichem biom.

Seinen rätselhaften namen sagt
wüstenwind und weihnachtlicher dom:
Diesen brückenschlag alleine wagt
kardamom.

Yerba Mate

Yerba mate: Wenn der sonne blasse
strahlen und wenn dir der morgen nahte,
wähl dir ilexkraut zum beistand, fasse
yerba mate.

Was der tag dir noch verheimlicht, rate
aus dem dampf, der wachen glut der tasse.
Lausch des urwalds weckender sonate.

Lass die reifen blätter sinken, lasse
draus auftauchen, was sich dir bejahte:
Dunkel wogt in deiner kalebasse
yerba mate.

Zhourat

Zhourat vor stiller abende kulisse,
das ist, worum dein leben dich noch bat.
Manchmal hat alle ruhe die prämisse:
zhourat.

Das ist der duft, der dir entgegentrat
in tal und markt und garten: liebesbisse
von herbem kraut und blüten nah dem pfad.

Salāmun! Weichen dampfes banner hisse.
Umhüll mit heißen wassers hundert grad
kamille, salbei, rosen und melisse:
zhourat.

Rechaud

mit einem stövchen als geschenk überreicht.

Rechaud und Stövchen schultern deine kanne.
In ihrem herzen flammt das teelicht loh.
Die kälte jagt hinfort mit seinem banne
Rechaud.

Sei es, dass bei der arbeit dir entfloh
die zeit: In weniger minuten spanne
ist dir dein tee ganz abgekühlt. Wieso?

Nichts wärmte dir die beutel-badewanne
von unten auf. Nun aber dampft sie froh,
ihr schenkte ja die hitze der savanne
Rechaud.


Mate
Von Abend und August: 2
[Ein abend. Jasmin.]