Décadence-Sonette

I

Die straßen brechen auf, die feuer bluten.
Durch dunkle wolken hört man blitze zittern
hinab auf häuser, türme, die zersplittern.
Und menschen sinken unter scherbenfluten.
Zerschlagen sind die fenster. Donnerruten
prügeln in rage. Und mit steingewittern
fällt teer auf alte steine, die verwittern.
Und zischend laut bedeckt der teer die gluten.
Zersprungen peitschen jäh zum grund die sterne,
erdrücken alle, die gen leben rennen,
und nehmen sie genüsslich in die fänge.
Aus allen toten augen starrt mir enge
entgegen. Alle ferne, die mich kennen …
Ich bin nichts mehr, ich lebe nicht mehr gerne.

II

Die krankheit zieht uns nieder. Alle speien
den todeskampf verlierend ihre lungen
auf leere straßenwege, die zersprungen
daliegen wie geplatzt von hilfeschreien.
Entschlossen stehen letzten rückhalts reihen
bewaffnet und bereit. Und eng gedrungen
verlöschen sie wie die erinnerungen
an dieses leben. Niemand wird verzeihen.
Sie liegen tot nun, frieden in den zügen,
auf leeren straßen grausam plattgetreten:
Wer soll den sinn in diese welt noch bringen.
Von allen seiten hierhinüber dringen
verfluchte massen, die um gnade beten
zu gott. Dem gott der abertausend lügen.

III

Die letzten worte sind bereits gesprochen.
Der uhren dürre finger starr verweisen
zum tode. Irre geier wollen kreisen
um junges aas, die augen ausgestochen.
Zermahlen sind der frohen tage knochen
mit stummen mühlen, die aus braunem eisen
gefertigt sind, zu mehl, die welt zu speisen.
Es sind des letzten jahres letzte wochen.
Gedärm, sich türmend an den straßenecken,
erfüllt die städte mit dem hauch der toten.
Ein sanfter regen legt sich auf die roten
flüsse von blut. Er will das leid bedecken,
dass es zurücklässt hart erstickte stille.
Denn sterben war der menschen letzter wille.