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Reimform: villanelle

(Ital. villano = ländlich, bäuerlich; aus mittellat. villanus.) Das seit dem 15. Jahrhundert in Italien, vor allem in Neapel gepflegte bukolische Kunstlied behandelt in volkstümlichem Ton Themen aus dem Landleben. Es ist zunächst ohne feste Form, doch scheint die dreizeilige Strophe, die sich im 16. Jahrhundert in Frankreich herausbildete, durch Erweiterung aus einem Achtzeiler mit dem Reimschema abababcc entstanden zu sein, deren einzelnen Schweifreimelementen (ab) jeweils eine Refrainzeile hinzugefugt wurde ( abA). In ihrer strengen französischen Form ist die V. ein Refraingedicht aus mehreren (meist sechs oder acht) Terzetten, die abwechselnd die erste und die dritte Zeile des ersten Terzetts als Refrain wiederholen, und einem abschließenden Vierzeiler, der beide Refrainzeilen am Ende noch einmal zusammenfaßt (Schema: A₁bA₂ / abA₁ / abA₂ / (...) / abA₁A₂). Im 16.Jahrhundert gelangte die Form durch Jacob Regnart in die deutsche Lieddichtung. Sie besteht im Deutschen meist entweder aus dreizeiligen Strophen mit der Reimfolge aaa / bbb usw. oder, wie in unserem Beispiel, aus Dreizeilem mit zwei Reimen unter Anreimung (die Anfangszeilen der Strophen reimen untereinander) bzw. in der Form aba; die dritte Zeile bildet dabei den (in der Schlußstrophe abgewandelten) Refrain. Doch fand die V. in Deutschland nur wenig Anklang und Regnart nur eine geringe Nachfolge.
O. Knörrich Lexikon Lyrischer Formen s. v.
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