Metrum: hexameter

Die Bezeichnung H. (gr.: sechsfüßig) meint stets den daktylischen H., jenen wohl wichtigsten antiken Vers und ehrwürdigsten Herrscher unter den alten Silbenmaßen (Kelletat), der dann auch in der klassischen deutschen Dichtung eine überragende Bedeutung erlangen sollte. Sein Grundschema läßt sich wie folgt angeben: –⏔–⏔–⏔–⏔–⏖–×. Der letzte Fuß ist stets katalektisch, und in den ersten vier Füßen lassen sich die beiden Kürzen jeweils durch eine Länge ersetzen, wodurch aus den Daktylen Spondeen werden. […] Aufgrund des Wechsels zwischen Daktylen und Spondeen kann die Länge des Verses zwischen 13 und 17 Silben schwanken. Rein daktylische bzw. rein spondeische Verse, auch holodaktylische, -spondeische genannt, finden sich nur selten, weil der Wechsel zwischen den Versfüßen neben der Vielfalt der möglichen Zäsuren das wichtigste Mittel ist, dem H. Flexibilität und Mannigfaltigkeit zu verleihen. Aus diesem Grund ist denn auch eine Zäsur obligatorisch, und sind eine oder zwei Nebenzäsuren neben der Hauptzäsur häufig. (Diäresen, bei denen Fuß- und Wortgrenzen zusammenfallen, waren – und sind auch im auch im deutschen H. – verpönt und allenfalls an einer Stelle, meist nach dem vierten Fuß, erlaubt.) […] In den deutschen Nachbildungen erscheint der H. als ein sechshebiger Vers ohne Auftakt mit jeweils einer oder zwei Binnensenkungen, also relativ großer Füllungsfreiheit, und (aufgrund der Katalexe) mit weiblicher Kadenz. Das ergibt folgendes Grundschema: –⏑(⏑)–⏑(⏑)–⏑(⏑)–⏑(⏑)–⏑(⏑)–⏑. Die (Haupt-)zäsur liegt meistens im dritten, weniger häufig im vierten Fuß. […] Der H. ist vor allem das Versmaß des Epos (heroischer H.); in der Lyrik wird er am häufigsten zusammen mit dem Pentameter im Distichon verwendet, d. h. hauptsächlich in der Elegie und im Epigramm. Sonst findet er sich vorwiegend in umfangreicheren Gedichten, etwa im Lehrgedicht. Er wird dabei stets stichisch gebraucht.